Der Artikel „Enträtseln Sie die Geheimcodes der Chefs“ bietet Anlass die Fähigkeiten im Hinblick auf die Zeugnissprache zu überprüfen – und an diesen zu zweifeln. Natürlich ist es richtig, dass Zeugnisse versteckte Hinweise enthalten können und sich gewisse Regeln eingebürgert haben. Aber nicht alle Vorgesetzten beherrschen diese und schreiben einfach unbedacht nachteilige Formulierungen in ein Zeugnis.
Der Beitrag und das Zeugnis erwecken aber den Eindruck, als ob es feststehende Regeln geben würde. So wird im Quiz in einer Frage zum „korrekten Verhalten“ „korrekt“ als „Codewort“ bezeichnet, das auf ein kritisches Sozialverhalten hindeutet. Dabei soll doch die Beschreibung von Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern als „vorbildlich, stets höflich und korrekt“ eine gute Beurteilung sein (vgl. Henssler/Willemsen/Kalb/Gäntgen, 6. Aufl., § 109 GewO, Rz. 27).
Ist der Code der Chefs möglicherweise zu geheim? Ich persönlich werde mich weiterhin bemühen Arbeitszeugnisse ordentlich auszustellen. Und als Anwalt werde ich alles tun, um Zeugnisstreitigkeiten zu umgehen.
RA FAArbR Dr. Stefan Sasse, Magdeburg
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